Robert Felfe
Kunstgeschichtliches Seminar
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg
Raum: 115 (Hauptgebäude)
E-Mail: robert.felfe"AT"uni-hamburg.de
Projekt
Unter dem Arbeitstitel Eine Kunstgeschichte des Gesteins und der Geosphäre geht es um mehrere Ebenen intensiver Transferbeziehungen zwischen Naturwissen, künstlerischer Praxis, Kunsttheorie und Ästhetik, wie auch um markante historische Umbrüche, die in dieser Konstellation stattfanden. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom 16. Jahrhundert bis in die Zeit um 1800. Thematische Schwerpunkte werden dabei zum Beispiel das Naturreich der mineralia sein sofern es sowohl materielle Basis zahlreicher Bildkünste war und zugleich als eine prototypische Sphäre natürlicher Formprozesse reflektiert wurde. Diese Beziehung gab starke Impulse sowohl für die Naturkunde wie für die Kunsttheorie. Im Zuge der Ausdifferenzierung naturwissenschaftlicher Forschung im 17. und 18. Jahrhundert sollte sich diese Beziehung tiefgreifend ändern. Einerseits blieb die ‚Wahlverwandtschaft‘ zwischen antiquarischen Interessen und den jungen Geowissenschaften als signifikante Relation wirksam; zum anderen führte die durchgreifende Verzeitlichung der Naturgeschichte zu einem Umbau ihrer Beziehungen zur Kunst. Es wird zu untersuchen sein, inwiefern Gesteine, Gebirge und die Landschaft als ästhetisches Phänomen nun in der Kunst einen komplementären Bereich zur wissenschaftlichen Arbeit bilden und dabei neue Funktionen im kulturellen Selbstverständnis annahmen. Mit diesen Schwerpunkten wird sich das Projekt im Rahmen der Forschungsstelle vor allem den Strukturmerkmalen: Formen/Kompositionen sowie Materie und Material widmen.
Vita
Studium der Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft und Romanistik in Greifswald und Berlin. 2000 Promotion mit einer Arbeit zur Buchgrafik und Bildgebrauch bei Johann Jakob Scheuchzer (1672–1733). 2002 bis 2010 Mitarbeiter der Sonderforschungsbereiches 447 der DFG Kulturen des Performativen (FU Berlin). 2011 erfolgte die Habilitation an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema: Naturform und bildnerische Prozesse. Elemente einer Wissensgeschichte in der Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Seit 2011 unter anderem Fellowships und Gastaufenthalte an der Kollegforschergruppe Bildakt und Verkörperung (2011/12, HU Berlin), am Kunsthistorischen Institut in Florenz (2012/13) sowie Vertretungs- bzw. Gastprofessuren an der Universität Hamburg (2011) und an der Universität der Künste Berlin (2013). Vorrangige Arbeitsschwerpunkte sind frühneuzeitliche Sammlungsgeschichte, Geschichte der Druckgrafik, Bildtheorie und Beziehung von Künsten und Naturwissen in der Frühen Neuzeit. Seit 2010 Redaktionsmitglied der Zeitschrift kritische berichte.
Ausgewählte Publikationen zum Forschungsprojekt
Monographie:
Naturform und bildnerische Prozesse. Elemente einer Wissensgeschichte in der Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin/Boston 2015.
Aufsätze:
Bildpraxis und Naturwissenschaften zwischen den Kontinenten, in: Matteo Burioni/Ulrich Pfisterer (Hg.), Kunstgeschichte der vier Erdteile. Horizonte und Schauplätze des Globalen 1300–1650, München 2016 [im Druck].
The Line and its double nature in Early Modern Graphic Arts, in: Marzia Faietti/Gerhard Wolf (Hg.), The Power of Line, München 2015, S. 20-37.
Die Kunstkammer – und warum ihre Zeit erst kommen wird, in: Kunstchronik. Monatsschrift für Kunstwissenschaft, Museumswesen und Denkmalpflege, Jg. 67, Heft 7, Juli 2014, S. 342-351.