Glokalisierungsprozesse in der Ordenskunst der Frühen Neuzeit
DFG-Projekt "Glokalisierungsprozesse in der Ordenskunst der Frühen Neuzeit"
Teilprojekt A 2 der DFG-Forschergruppe "Transkulturelle Verhandlungsräume von Kunst. Komparatistische Perspektiven auf historische Kontexte und aktuelle Konstellationen"
Unterprojekt 1 - Die Mission in Neuspanien (Dr. Julia Kloss-Weber)
Unterprojekt 2 - Die Jesuitenreduktionen (Dr. des. Amrei Buchholz)
Das Projekt hat zum Ziel, die Auseinandersetzung der in weltweiten Netzwerken agierenden Missionsorden mit lokalen Kulturen zu untersuchen und die Kunstproduktion einiger ausgewählter Orden in der Frühen Neuzeit in Lateinamerika vergleichend zu analysieren. Getreu der Vorstellung vom universalen Geltungsanspruch der christlichen Heilsgeschichte unterstellten die Missionare religiösen Ikonographien und europäischen Bildmedien globale Wirksamkeit. Nachdem sie mit dieser Strategie häufig auf völliges Unverständnis gestoßen waren, versuchten einige Kleriker – nicht zuletzt mit Hilfe indigener Eliten – die lokalen künstlerischen Ausdrucksformen und Bildkulturen zu erforschen, um verständlichere visuelle Systeme für ihre kulturellen Übersetzungsprozesse zu entwickeln. Mit dem aus der Soziologie stammenden Begriff der Glokalisierung soll hier exemplarisch untersucht werden, wie die Interferenz von visuellen Kulturen verläuft, denen aufgrund einer bestimmten hegemonialen Struktur globale beziehungsweise lokale Geltung zugeschrieben wird. Dabei soll auch gefragt werden, ob lokale künstlerische Ausdrucksformen zu globalen aufsteigen können und ob die Auseinandersetzung der Orden mit dem Lokalen in Europa ähnlich wie in Lateinamerika verlief. Der komparatistische Ansatz dient dazu, Unterschiede und Übereinstimmungen in den kulturellen Übersetzungsprozessen aufzuzeigen, wie sie in der Kunst der Franziskaner, Dominikaner, Augustinereremiten und Jesuiten sichtbar werden. Ein Vergleich zwischen der Mission in Neuspanien, dem heutigen Mexiko, im 16. Jahrhundert und den Jesuitenreduktionen in der Ordensprovinz Paraguay im 17. und 18. Jahrhundert ermöglicht es zudem, den vortridentinischen Bildgebrauch in der Mission und die Situation nach dem Tridentinum gegenüberzustellen.
- Dauer: 2010-2020
- Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Margit Kern
- Drittmittelgeber: DFG